Geschichte
Die HVHS Hustedt heute
Die HVHS Hustedt ist seit über 75 Jahren eine anerkannte Einrichtung der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Sie arbeitet dabei in der Tradition der Arbeiterbewegung und der Aufklärung: Im Mittelpunkt steht die arbeitnehmerorientierte Bildung für soziale Demokratie, gesellschaftliche Teilhabe und Mitbestimmung in Betrieb, Wirtschaft und Gesellschaft. 2023 fanden in der HVHS Hustedt 378 Veranstaltungen und Seminare mit 6659 Teilnehmenden statt. Die HVHS Hustedt gehört neben 22 anderen Heimvolkshochschulen zum Niedersächsischen Landesverband der Heimvolkshochschulen.
Kurze Geschichte der HVHS Hustedt
Die HVHS Hustedt wurde im November 1948 in Kooperation mit Gewerkschaften gegründet. In den ersten Jahren wurden Seminar insbesondere für Spätheimkehrer, Erwerbslose, Jugendgruppen und Gewerkschaftsmitglieder angeboten. Das Konzept der Heimvolkshochschule geht auf den dänischen Pädagogen Nikolai Frederik Severin Grundvig (1783-1872) zurück, der 1844 die erste Heimvolkshochschule gründete. In mehrwöchigen Kursen – v.a. für junge Erwachsene vom Land – sollte die Identität und Selbstverantwortung der Schüler*innen gestärkt werden. Wichtiges Motto von Heimvolkshochschulen ist das „Leben und Lernen unter einem Dach“. In der HVHS Hustedt wurde am 26.03.1949 die Arbeitsgemeinschaft der Heimvolkshochschulen Niedersachsens gegründet. Weitere Gründungsmitglieder waren die HVHS Göhrde, HVHS Hermannsburg, und die HVHS Oldenburg/Rastede.
Vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts wurde 1956 das Seminar für Gesamtdeutsche Fragen (heute: Gesamteuropäisches Seminar) in der HVHS Hustedt gegründet und durch den Bund gefördert. Das Seminars für Gesamtdeutsche Fragen richtete sich an Jugendliche und auch heute noch wird in dessen Rahmen mit Jugendgruppen über die Europäische Einigung, Friedenspolitik und soziale Fragen diskutiert.
2009 wurde die HVHS Göhrde (gegründet 1946) in Lüchow-Dannenberg aufgelöst und in die HVHS Hustedt integriert.
Der Trägerverein
Die HVHS Hustedt wird von einem Verein getragen, dem ca. 400 uns nahestehende Personen, insbesondere Vertrauensleute und Betriebsräte, sowie Organisationen angehören. Dem Verein steht ein ehrenamtlicher Vorstand vor. Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen und Sachsen-Anhalt, ist Vorsitzender des Vereins, Nina Hulm, IG Metall Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, stellvertretende Vorsitzende. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft im Verein finden sich auf der Homepage der HVHS Hustedt.
Das Gelände
Das Gelände der HVHS Hustedt ist vom Land Niedersachsen gepachtet und umfasst ca. sieben Hektar. Insgesamt 14 Gebäude sorgen für eine weitläufige Nutzung des Geländes. Insgesamt verfügt die HVHS über sieben Seminarräume, zu denen jeweils Arbeitsgruppenräume dazu gehören, und über 116 Zimmer mit eigenem Badezimmer. Neben den verschiedenen Häusern befindet sich eine Streuobstwiese (Hinter S7). Außerdem bietet auf der großen Freifläche vor Haus Wahrenholz das Zirkuszelt eine Möglichkeit zum Zusammenkommen und verschiedene Sportplätze können genutzt werden, ebenso das 1983 erbaute Hallenbad mit Sauna. In der Scheune gegebenüber vor dem Bauernhaus können sich nach vorheriger Anmeldung Fahrräder ausgeliehen werden. Ladesäulen für E-Autos befinden sich auf dem Parkplatz vor dem Zentrum für Europäische Betriebsräte (ZEB).
Das Bauernhaus
Erste Nachweise für einen Bauernhof in der Jägerei gibt es ab 1600. Das heutige Bauernhaus wurde 1875 gebaut, 1903 ging es in den Besitz von Georg von Lösecke, Hauptmann der Reserve und Geschäftsmann aus Stendal, über, der 1907 auch das Landhaus erbauen ließ. 2014/15 wurde das Bauernhaus renoviert und der aktuelle Speisesaal eingerichtet.
Das Landhaus
Das Landhaus wurde 1907 von Georg von Lösecke erbaut. Er konnte als Gemeindevorsteher nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht Entscheidungen auch gegen den Willen aller anderer grundbesitzender Bauern durchsetzen. Im ersten Weltkrieg und in der anschließenden Inflation wechselte das Gut mehrfach den Besitzer, gehörte u.a. von 1917 bis 1919 dem Keks-Fabrikanten Trüller aus Celle. 1925 wurde ein Großteil der Fläche an die Klosterkammer verkauft. 1926 errichteten Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen im Landhaus eine Schule für Atem- Sprech- und Gesangskunst, die eine anerkannte Ausbildungsstätte für Pädagog*innen und Künster*innen wurde. 1943 wurde das Landhaus Eigentum der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und wurde als „Mutterheim“ genutzt, kurzzeitig war im Landhaus auch die Flugplatzkommandatur untergebracht – seit 1939 war östlich der Jägerei ein Feldflugplatz der Wehrmacht errichtet worden.
Mit Ende des Krieges übernahm im April/Mai 1945 das britische Militär das Gelände und nutze es für Lehrgänge zum Aufbau der Demokratie und Gewerkschaften im Zuge ihres Re-Education-Programms. Im November 1948 wurde dann die Heimvolkshochschule Jägerei Hustedt gegründet, nachdem die Liegenschaft in den Besitz des Landes Niedersachsen übergegangen war. Heute befindet sich im Landhaus die Verwaltung der Heimvolkhochschule und die Bibliothek, die für alle Gäste offensteht.
Haus Wahrenholz
Das niedersächsische Zweiständerhaus stammt ursprünglich aus dem Ort Wahrenholz im Landkreis Gifhorn, wurde dort abgebaut und 1976/77 wieder auf dem Gelände der HVHS Hustedt aufgebaut. Neben der Kneipe befinden sich verschiedene Freizeitmöglichkeiten im Haus Wahrenholz: Unter dem Dach stehen eine Tischtennisplatte, Tischfußball und ein Billardtisch bereit.
Zentrum für Europäische Betriebsräte (ZEB)
Der Neubau des ZEB wurde 2018 eröffnet und steht seitdem mit seinen 3o Einzelzimmern, dem Konferenzraum und den acht Dolmetscher*innenkabinen für Veranstaltungen, Seminare, Sitzungen und Konferenzen zur Verfügung.
Kunst
Auf dem Gelände der HVHS Hustedt sind über zehn verschiedene Kunstwerke platziert. Die verschiedenen Skulpturen, Installationen und Gemälde stehen in enger Verbindung zur politischen Arbeit der HVHS Hustedt und sind teilweise von Teilnehmenden selbst in Rahmen von Seminaren entstanden.
Download: Infoblatt Kunst to go